Kommentiertes Lehrangebot Wintersemester 2023/24

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Übersicht

Sagen- und Märchenüberlieferungen und ihre filmischen Bearbeitungen

Sagen- und Märchenüberlieferungen und ihre filmischen Bearbeitungen

Petra Himstedt-Vaid

Sagen- und Märchenüberlieferungen und ihre filmischen Bearbeitungen

HS, 2 SWS, wo
Mi., 17.15–18.45 Uhr

In diesem Hauptseminar wird der Prozess medienübergreifender Bearbeitung ausgewählter Erzählungen, daraus resultierende Gemeinsamkeiten und Differenzen erzählt. Um Theorieansätze medialer Adaptionen zu veranschaulichen, sind Sagen und besonders Märchen dankbare Vorlagen. In Gestalt „Einfacher Formen“ (André Jolles) ist ihnen Mündlichkeit in besonderer Weise eingeschrieben, während sie ebenso beliebte Sujets für literarische und filmische Bearbeitungen bilden. Was geschieht, wenn ein bestimmtes Märchen die Medien „durchwandert“, bildlich illustriert und literarisiert wird, wenn (wort)sprachliches durch ikonisches Zeichensystem ersetzt oder ergänzt, andererseits schriftlich Fixiertes reoralisiert wird? Wie beeinflussen mediale „Varianten“ der Sage oder des Märchens seine Weitergabe?

Literatur

  • Conrad, Maren (Hrsg.) (2020): Moderne Märchen: populäre Variationen in jugendkulturellen Literatur- und Medienformaten der Gegenwart. Würzburg.
  • Dettmar, Ute; Pecher, Claudia Maria; Schlesinger, Ron (Hrsg.) (2017): Märchen im Medienwechsel. Stuttgart.
  • Erhart, Renate (2007): Die Schöne und das Biest: von der Erzählung zum Film. Frankfurt am Main u.a.
  • Franz, Kurt (2011): Faszinierende Märchenwelt. Das Märchen in Illustration, Theater und Film. Baltmannsweiler.
  • Greenhill, Pauline; Matrix, Sidney E. (eds.) (2010): Fairy tale films: Visions of Ambiguity. Logan, Utah.
  • Koch, Peter; Oesterreicher, Wulf (1985): „Sprache der Nähe – Sprache der Distanz. Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Spannungsfeld von Sprachtheorie und Sprachgeschichte“. Romanistisches Jahrbuch 36. 15–43.
  • Liptay, Fabienne (2004): Wunderwelten im Film. Remscheid.
  • Mundt, Michaela (1994): Transformationsanalyse. Methodologische Probleme der Literaturverfilmung. Tübingen.
  • Münz, Franziska (2012): Die DEFA-Märchenfilme. 2. Aufl. Frankfurt am Main.
  • Schmitt, Christoph (1993): Adaptionen „klassischer Märchen“ im Kinder- und Familienfernsehen. Frankfurt am Main.
  • Tomkowiak, Ingrid (2008): „Disneys Märchenfilme“. In: Regina Bendix, Ulrich Marzolph (Hrsg.): Hören, Lesen, Sehen, Spüren: Märchenrezeption im europäischen Vergleich. Baltmannsweiler. 209–233.
Einführung in die Kinder- und Jugendliteratur

Einführung in die Kinder- und Jugendliteratur

Petra Himstedt-Vaid

Einführung in die Kinder- und Jugendliteratur

Ak, 2 SWS, wo
Mo., 17.15–18.45 Uhr

Das Kinder- und Jugendbuch stellt wegen seines Adressatenbezugs ein eigenes literarisches Subsystem dar. In jeder Epoche ändern sich die diskursiven Praktiken des Umgangs mit den Heranwachsenden, was sich in der kinder- und jugendliterarischen Produktion, ihrer Präferenz von Gattungen, des Umgangs mit überlieferten Sujets, dem Emporkommen bestimmter Autoren-Typen, dem Verhältnis zur Wirklichkeit, der Bevorzugung von Präsentationsformen und dem Innovationspotenzial des Marktes deutlich niederschlägt. Dieser Prozess soll in seiner historischen Abfolge durch die exemplarische Analyse von Kinder- und Jugendbuch-Klassikern beleuchtet werden. Dabei spannt sich der Bogen von den Frühformen religiöser und moralistischer Unterweisungswerke über das 19. Jahrhundert, in welchem sich die Genres der Kinder- und Jugendliteratur ausdifferenzieren, bis hin zu zeitgenössischen Werken. Dabei stellt sich die Frage, welche Themen in welchen Kontexten mit welchen Gattungen wie adressatenspezifisch erzählt werden. Neben der Textanalyse wird auch die Entwicklung und die Formate von Buchillustration, Bilderbuch, Comic und Manga für Kinder und Jugendliche betrachtet.

Literatur

  • Conrad, Maren (Hrsg.) (2020): Moderne Märchen: populäre Variationen in jungendkulturellen Literatur- und Medienformaten der Gegenwart. Würzburg.
  • Dammers, Ben; Krichel, Anne; Staiger, Michael (Hrsg.) (2022): Das Bilderbuch: Theoretische Grundlagen und analytische Zugänge. Berlin.
  • Doderer, Klaus (1992): Literarische Jugendkultur: kulturelle und gesellschaftliche Aspekte der Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland. Weinheim, München.
  • Ebert, Steffi; Kümmerling-Meibauer, Bettina (Hrsg.) (2021): Von Pionieren und Piraten. Der DEFA-Kinderfilm in seinen kulturhistorischen, filmästhetischen und ideologischen Dimensionen. Heidelberg.
  • Ewers, Hans-Heino (2000): Literatur für Kinder- und Jugendliche. Eine Einführung in grundlegende Aspekte des Handlungs- und Symbolsystems Kinder- und Jugendliteratur. München.
  • Ewers, Hans-Heino (2010): Erfahrung schrieb’s und reicht’s der Jugend. Geschichte der deutschen Kinder- und Jugendliteratur vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Gesammelte Beiträge aus drei Jahrzehnten. Frankfurt am Main.
  • Jantzen, Christoph; Ritter, Alexandra; Ritter, Michael (Hrsg.) (2020): Faszination Zauberwelt: neue Perspektiven auf die Fantastik in Kinder- und Jugendmedien. München.
  • Kurwinkel, Tobias (2020): Bilderbuchanalyse: Narrativik – Ästhetik – Didaktik. Tübingen.
  • Lange, Günter (Hrsg.) (2000): Taschenbuch der Kinder- und Jugendliteratur. Bd. 1: Grundlagen, Gattungen. Bd. 2: Medien, Themen, Poetik, Produktion, Rezeption, Didaktik. 2. Aufl. Hohengehren.
  • Lange, Günter (Hrsg.) (2016): Kinder- und Jugendliteratur der Gegenwart. Ein Handbuch. 3. unv. Aufl. Baltmannsweiler.
  • Uther, Hans-Jörg (2008): „Märchen in Europa. Zur Geschichte des Genres innerhalb der Kinder- und Jugendliteratur“. In: Regina Bendix, Ulrich Marzolph (Hrsg.): Hören, Lesen, Sehen, Spüren: Märchenrezeption im europäischen Vergleich. Baltmannsweiler. 129–147.
  • Wild, Reiner (Hrsg.) (2008): Geschichte der deutschen Kinder- und Jugendliteratur. 3., vollst. überarb. und erw. Aufl. Stuttgart u. a.
Erzählen digital. Graph Mining anhand von norddeutschen Sagen

Erzählen digital. Graph Mining anhand von norddeutschen Sagen

Petra Himstedt-Vaid

Erzählen digital. Graph Mining anhand von norddeutschen Sagen

HS, 2 SWS, wo
Do., 15.15–16.45 Uhr

Über zwei Millionen Zettel aus der „Zettelsammlung“ des volkskundlichen Privatgelehrten und Gymnasialprofessors Richard Wossidlo (1859–1939) und Briefe aus seinem wurden in das di­gitale Archiv WossiDiA „Wossidlo Digital Archive“ überführt. Diese größtenteils handschrift­lichen Zettel und Briefe behandeln Themen wie u.a. die Niederdeutsche Sprache, Volkserzäh­lungen, Bräuche, Erscheinungsformen des Volksglaubens und Bereiche des Alltagslebens.
Im Zettelkastensystem werden die verschiedenen kulturellen und sprachlichen Überlieferungen nach Gattungen, Themen, Inhalten, Motiven, Orten, Erzählerinnen und Erzählern und anderem mehr sortiert sowie durch Verweise aufeinander bezogen. Das digitale Archivsystem basiert auf einer hierfür eigens entwickelten Hypergraph-Datenbank, das heißt einer mehrdimensiona­len Graphdatenbank. Diese kann die hochkomplexe Vernetzungsstruktur der Wossidlo-Samm­lung sichtbar machen und ermöglicht innovative Navigationen, Suchszenarien und Ergebnis-Visualisierungen.
Die verknüpften Daten von WossiDiA bilden die Grundlage für das im Seminar durchzufüh­rende Graphmining, mit dem z.B. Erzählcluster, Erzählernetzwerke, Ortsbezüge, Vernetzungen etc. aufgezeigt werden sollen.
Das Seminar richtet sich an Studierende der Germanistik und Informatik.

Literatur:

  • Böhnert, Sarah; Himstedt-Vaid, Petra; Meyer, Holger (2023): „Norddeutsche Hexensagen. Digitale Darstellung und Auswertung mittels Graph Mining“. Fabula. Zeitschrift für Erzählforschung 64 (3/4). In Druck.
  • Broadwell, Peter M.; Tangherlini, Timothy R. (2020): „Geist, geest, geast, spøgelse: Chal­lenges for multilingual search in belief legend archives“. Arv: Nordic Yearbook of Folklore 76. 7–28.
  • Himstedt-Vaid, Petra; Schmitt, Christoph (2020): „Digitales Wossidlo-Archiv in länder­übergreifender Erzähldatenbank“. Stier und Greif 2. 58–59.
  • Meder, Theo (2018): „ISEBEL: Intelligent Search Engine for Belief Legends“. Volkskunde 119 (1). 87–89.
  • Meder, Theo; Himstedt-Vaid, Petra; Meyer, Holger (2023): „The ISEBEL Project. Collec­ting International Narrative Heritage in a Multilingual Search Engine“. Fabula. Zeitschrift für Erzählforschung 64 (1/2). 107–127.
  • Meyer, Holger; Schering, Alf-Christian; Heuer, Andreas (2017): „The Hydra.PowerGraph System – Building Digital Archives with Directed and Typed Hypergraphs“. Datenbank-Spektrum 17 (2). 113–129.
  • Meyer, Holger; Schering, Alf-Christian; Schmitt, Christoph (2014): „WossiDiA – The Di­gital Wossidlo Archive“. In: Christoph Schmitt, Holger Meyer, Stefanie Janssen und Alf-Christian Schering (Hrsg.): Corpora ethnographica online. Strategien der Digitalisierung kultureller Archive und ihrer Präsentation im Internet (= Rostocker Beiträge zur Volks­kunde und Kulturgeschichte, 5). Münster, New York, München, Berlin. 61–84.
  • Schering, Alf-Christian; Bruder, Ilvio; Jürgensmann, Susanne; Meyer, Holger; Schmitt, Christoph: „From Box to Bin – Semi-automatic Digitization of a Huge Collection of Eth­nological Documents“. ICADL (2011). 168–171.
  • Schering, Alf-Christian; Bruder, Ilvio; Schmitt, Christoph; Meyer, Holger; Heuer, Andreas: „Towards a Digital Archive for Handwritten Paper Slips with Ethnological Contents“. In: International Conference an Asian Digital Libaries (ICADL'07), Bd. 4822 der Lecture No­tes in Computer Science. Springer (2007). 61–64. link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-540-77094-7_12.
  • Schmitt, Christoph; Tangherlini, Timothy R. (2018): „Folklore Archives Online. Zur Sicht­barmachung, Auswertbarkeit und Interoperabilität einer dänischen und einer nordostdeut­schen Sammlung.“ In: Jahrbuch für Europäische Ethnologie 13 (3). 181–204.